Vorspiel – das unterschätzte Liebesspiel
- wiebkebergermann
- 22. Okt.
- 2 Min. Lesezeit
Für viele Menschen bedeutet Vorspiel das, was „vor dem eigentlichen Sex“ passiert – ein bisschen Küssen, ein paar zärtliche Berührungen, Ausziehen, Liebkosen, und dann folgt der penetrative Geschlechtsverkehr. Doch dabei wird etwas Entscheidendes übersehen: All das ist bereits Sex.
Die bekannte Paartherapeutin Esther Perel bringt es auf den Punkt: „Vorspiel beginnt nach dem letzten Orgasmus.“ Vorspiel ist nicht nur der körperliche Einstieg in die Sexualität, sondern die gesamte emotionale und sinnliche Verbindung zwischen zwei Menschen – der Augenkontakt, das Spiel mit der Anziehung, die Neugier, die Spannung.

Vorspiel ist mehr als nur der Anfang
In meiner Arbeit als Sexualtherapeutin in Berlin erlebe ich häufig Paare, die ihre Sexualität sehr linear beschreiben:
„Nach A kommt B – und so läuft es eigentlich immer ab.“
Kein Wunder, dass dabei Lust und Neugier verloren gehen. Wenn Sexualität immer nach dem gleichen Muster abläuft, wird das Vorspiel oft nur als Pflichtprogramm gesehen – ein kurzer Auftakt, bevor „es richtig losgeht“.
Viele Frauen berichten mir, dass sie in den Geschlechtsverkehr übergehen, bevor sie überhaupt erregt sind. Das sogenannte Vorspiel fühlt sich für sie nicht wie ein eigenständiger, lustvoller Moment an, sondern nur wie ein Übergang zu etwas, das sie gar nicht als besonders erregend empfinden. Kein Wunder also, dass viele emotional oder körperlich „zumachen“.
Das eigentliche Vorspiel ist der Hauptakt
Wie wäre es, wenn das Vorspiel nicht vor dem Sex, sondern der Sex selbst ist?Wenn Berührung, Atmung, Nähe und Neugier der Mittelpunkt der Begegnung sind – und nicht die Penetration?
Ich lade Paare in der Paar- und Sexualtherapie dazu ein, sich auf nicht-zielorientierte Begegnungen einzulassen. Es geht nicht darum, dass am Ende ein Orgasmus stehen muss (oft ohnehin nur ein männlicher). Vielmehr geht es darum, gemeinsam zu erforschen, was Lust bedeutet, ohne Leistungsdruck und ohne Zielgerade.

Sexualität neu erleben – jenseits der Routine
Sex bedeutet, sich selbst und den anderen zu erforschen, zu spüren und zu schmecken – mit allen Sinnen. Es bedeutet, sich Zeit zu nehmen, den ganzen Körper und die Psyche mitzunehmen.
Frage dich:
Wo sind die erogenen Zonen meines Gegenübers?
Wie möchte ich berührt werden?
Kann ich Berührung geben, ohne mich selbst zu verlieren?
Erlaube ich mir, mir Zeit zu nehmen – und sie auch einzufordern?
Kann ich zulassen, dass eine sexuelle Begegnung nicht zwangsläufig in Penetration endet – und dennoch befriedigend ist?
Diese Fragen eröffnen neue Wege zu einer erfüllteren Sexualität, in der das Vorspiel nicht unterschätzt, sondern zelebriert wird.
Fazit: Vorspiel ist kein „Davor“, sondern Teil echter Intimität
Vorspiel ist keine Vorbereitung auf Sex – es ist Sex. Es ist das Spiel mit Nähe, Spannung und Vertrauen, das Raum für Neugier und Verbundenheit schafft.
Wenn Paare lernen, Sexualität nicht als linearen Ablauf, sondern als gemeinsamen, offenen Prozess zu erleben, kann daraus eine tiefere Form von Intimität entstehen.
In der Sexualtherapie oder Paartherapie in Berlin unterstütze ich Paare dabei, Sexualität neu zu entdecken – ohne Druck, mit mehr Achtsamkeit, Sinnlichkeit und Freude am gemeinsamen Erleben.




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