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Warum sollte ein Klient seinen Therapeuten selbst wählen dürfen?

Connectagain – Paar- & Sexualtherapeutin W. Bergermann

Therapie ist ein freiwilliger Schritt – eine bewusste Entscheidung des Klienten, aktiv etwas im eigenen Leben verändern zu wollen. Oft gehen diesem Schritt große seelische Belastungen voraus. Doch je größer der Leidensdruck, desto wichtiger ist es, dass die Entscheidung zur Therapie aus eigener Überzeugung erfolgt – nicht auf Druck von Partner:innen, Angehörigen oder Freunden.

Denn: Wer nicht freiwillig in die Therapie geht, scheitert oft früh.


Ein zentraler Erfolgsfaktor für therapeutische Prozesse ist die innere Motivation des Hilfesuchenden. Viele Menschen haben jedoch ein verzerrtes Bild von Therapie. Sie erwarten Antworten, Anleitungen und schnelle Lösungen. Doch ein Therapeut ist kein Ratgeber im klassischen Sinn – er ist ein Begleiter auf Augenhöhe, ein Spiegel, der Wahrnehmungen zurückmeldet und Impulse gibt.


Der Therapeut zeigt auf, wie der Klient auf ihn wirkt, welche Reaktionen er bei ihm auslöst, und stellt Fragen, die zur Selbstreflexion anregen. Er nimmt Emotionen wahr, benennt sie, und unterstützt den Klienten dabei, einen Zugang zu seinem eigenen Erleben zu finden.


Beziehung auf Augenhöhe

Wenn Therapeut:in und Klient:in motiviert zusammenarbeiten und Therapie als Lern- und Entwicklungsprozess verstehen, kann eine vertrauensvolle Beziehung entstehen – oft der wichtigste Heilfaktor.

Dabei ist wichtig: Der Therapeut ist keine Bezugsperson im privaten Sinn. Er bleibt eine neutrale, professionelle Begleitung, die auf den geschützten Rahmen der Sitzungen begrenzt ist. Es besteht keine private Beziehung – und das sollte auch so bleiben.

Deshalb ist es entscheidend, dass Sie sich einen Therapeuten suchen, bei dem Sie sich wohlfühlen.


Vertrauen braucht Zeit – und Ehrlichkeit

Manchmal dauert es vier bis fünf Sitzungen, bis sich ein Gefühl von Vertrauen entwickelt. Das ist ganz normal. Sollten Sie aber merken, dass Sie sich dauerhaft unwohl fühlen, sich nicht öffnen können oder das Bedürfnis verspüren, Dinge zurückzuhalten, dann sprechen Sie dies offen an.

Sagen Sie dem Therapeuten, wie Sie ihn erleben und was Sie daran hindert, Vertrauen zu fassen. Ein professioneller Therapeut wird Ihre Rückmeldung ernst nehmen und offen darauf reagieren. Verändert sich das Gefühl trotzdem nicht, kann ein Wechsel sinnvoll sein.


Nicht jede Beziehung muss passen – auch in der Therapie

Nicht jede Therapeut-Klient-Beziehung funktioniert. Und das ist völlig in Ordnung. Wie in jeder anderen zwischenmenschlichen Beziehung muss auch hier die Chemie stimmen.

Glücklicherweise haben Sie in Deutschland das Recht, sich Ihren Therapeuten frei auszusuchen. Nutzen Sie dieses Recht bewusst. Wenn Sie bereit sind, sich zu verändern, dann sollten Sie sich für jemanden entscheiden, bei dem Sie sich ehrlich, sicher und mit all Ihren Seiten zeigen können – ohne sich zu verstellen.

Denn erst dort, wo Sie sich wirklich gesehen und verstanden fühlen, kann Heilung beginnen.

 
 
 

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